Von Kristina Jurosz – Photo Pexels
Freie Gedanken zum Thema Europa
Da ich kein Wissenschaftler oder Politiker bin, sehe ich die europäische Problematik aus der Sicht einer alternden Frau.
Ich vergleiche diese Gemeinschaft mit einer Großfamilie.
Allerdings mit dem Vorteil ohne Kinder oder Schutzbefohlene als Mitglieder, sondern mit Erwachsenen. Trotzdem eine Gemeinschaft, in der alle zusammen leben, ihre Vorteile genießen und ihre Aufgaben und Pflichten verbunden mit Rechten haben. Jedes Mitglied führt sein eigenes Leben und damit bereichert es das gemeinschaftliche. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, gleichzeitig aber auch für die Gemeinschaft.
Falls er in eine schwierige Situation gerät, helfen ihm selbstlos alle anderen nach dem Prinzip jeder für jeden – alle zusammen.
So einfach wäre das Leben in der EU, wenn diese klare Formel funktionieren würde. Wenn sich aber immer nur die Gleichen um das gemeinsame Wohl bemühen und einige anderen nur kritisch der Gemeinschaft gegenüber stehen oder sie unterlaufen und ausnutzen, wird die Situation unerfreulich. Man kann ja alles negativ sehen und schwarz, und sogar kaputt reden oder machen.
Anstatt die eigene Energie positiv in die Dienste der Gemeinschaft zu stellen, zerstört man damit das gute Werk der Mehrheit. Wer sich nicht gewillt ist der Gemeinschaft unterzuordnen, ihr Gutes beizusteuern, der sollte ausgegrenzt werden. Sich unterzuordnen bedeutet nicht die eigene Freiheit zu verlieren. Allerdings soll auch das Oberhaupt im Sinne der Einzelnen agieren, denn die Eigenarten der einzelnen Mitglieder bereichern die Gemeinsamkeit. Und es ist immer ratsam sich an den Besten zu orientieren, nicht nur Gesetze zu produzieren, die die kulturellen Eigenarten beschränken. Es ist doch nur gut, wenn jeder sein eigenes Brot bäckt und seine eigene Suppe kocht – damit wird das tägliche Leben vielfältig und interessant. Und immer unter Beibehaltung der Grundidee – Gemeinsamkeit bietet Sicherheit und Stärke. Europa braucht kein Fachsimpeln, Europa braucht Ideen, die es bereichert und zusammenschweißt, nicht Kritik, die im Begriff ist es wieder zu trennen.
Natürlich gibt es einige Staaten, die es sich so nicht gewünscht haben, aber die bilden eine klare Minderheit. Dass ein solches Staatenkonglomerat eine gemeinsame Währung angenommen hat ist sicher vorteilhaft und ist auch aus verschiedenen Gründen gleichzeitig kritisch zu sehen. Wenn man aber der Meinung ist, dass einige Staaten, die einfach nur nicht wirtschaften konnten tief verschuldet sind und auf die Hilfe oder gar Rettung durch die Gemeinschaft angewiesen sind, eben aufgrund der gemeinsamen Währung in der Misere stecken, der sieht die wahren Gründe nicht – oder er will sie nicht sehen. Positiv gesehen kann man nur sagen – Gottlob gibt es eine Gemeinsamkeit, die es den betroffenen Ländern ermöglicht, sich durch die Hilfe retten zu können. Selbstverständlich kostet es aber etwas – etwas Gehorsam, etwas Nachgeben, etwas Anpassung, etwas sich sagen zu lassen, etwas zu akzeptieren, was sonst nicht in Frage kommen würde. Das ist die Rechnung, die jeder zu zahlen hat, der eine gemeinschaftliche Hilfe nutzt. Dadurch verliert man die eigene Freiheit noch nicht.
DAS nennt man Demokratie. Und wie sagte der ehemalige Britische Ministerpräsident Churchill? – Demokratie hat ihre Nachteile, aber ich kenne keine bessere Alternative.
Manche beklagen den Verlust der eigenen Freiheit, oder Souveränität. Ich selbst schränke mich problemlos ein wenn ich weiß, dass es dem gemeinsamen Leben gut tut. Einer für alle, alle für einen.
Aber nicht : was dein ist, ist meines, was meines ist, geht dich nichts an. Nach diesem Rezept aus den vergangenen Zeiten kann man, darf man, in Europa heute nicht mehr leben.
Man kann alles schwarz sehen und negativ reden. Wenn man aber die eigene Intelligenz, eigene Fähigkeiten, den eigenen Willen zum Guten der Gemeinschaft verwendet, vergeudet man die eigene Energie nicht, sondern lässt sie im Sinne der Gemeinsamkeit wirken.
EU oder GE??
Warum Union, wenn auch die Bezeichnung Gemeinschaft denkbar wäre? Ja, für uns Deutsche. Einige andere Völker würden diesen Begriff sprachlich nicht verstehen.
Also doch Union – schließlich bedeutet es Gemeinschaft. Eine Staatengemeinschaft sollte nicht nur durch fehlende Staatsgrenzen deklariert sein. Es muss in einem friedlichen Prozess zusammenwachsen, was Jahrhunderte zersplittert war.
Die Idee EUROPA existiert seit Jahrhunderten als ein Traum von Menschen, die bestrebt sind zusammen zu leben. Allerdings sollte man sich in der täglichen Praxis von dieser Idee nicht trennen lassen durch Reglements, die gar nicht nötig sind, die auf Ablehnung und Kritik stoßen. Die kulturellen Wurzeln der einzelnen europäischen Völker sind sehr unterschiedlich, dadurch interessant und verbindend.
Sie sollten genutzt werden als Grundlage von Gemeinsamkeiten. Einer lernt vom anderen – das macht reich und das bringt Fortschritt. Gerade die vielfältigen Eigenarten der Länder machen die Gemeinsamkeit so interessant. Der gemeinsame Markt ermöglicht es an ländlichen Reichtümern auch der entfernten Europabewohner teil zu nehmen. Wie schön ist es, wenn auf dem Frühstückstisch nicht nur das eigene Brot, sondern auch das aus dem Urlaub bekannte. Wie gut, dass man nicht bis nach Mailand fahren muss, um ein Paar ausgefallen moderne Schuhe zu erwerben. Wie bereichernd, dass man fast gezwungen ist einige andere Sprachen zu lernen, um sich mit dem nächsten Nachbarn auch verständigen zu können. Viele von uns sehen den Euro kritisch und als Bremse der eigenen Wirtschaft an. Ich empfinde es als sehr befreiend im Urlaub nur einen Geldbeutel in der Tasche zu haben. Schon diese Tatsache lässt bei mir das Gefühl voll zu, in einem gemeinsamen, freien Raum zu reisen.
Eine gemeinsame Sprache hat sich auch schon durchgesetzt, obwohl ihr Lieferant gar nicht Teil dieser Gemeinschaft ist. Nur schade, dass sich die vielfältigen europäischen Sprachen von ihrem Einfluss stark verändern lassen. Gerade die sprachliche Identität macht Europa so reich. Jedes einzelne Volk sollte auf seine eigene Sprache als sein wichtiges Kulturgut stolz sein und sie weiter als sein eigenes Kulturgut pflegen. Genau so, wie jedes Volk sein eigenes Brot bäckt und seine eigene Suppe kocht, sollte es diese Eigenarten in der Gemeinsamkeit nicht verlieren. Gerade das macht Europa kulturell so reich. Lernen wir einer vom anderen, lassen uns freudig auf etwas Neues ein, denn das bereichert unser tägliches Leben.
Leben wir doch für den freien und friedlichen gemeinsamen Raum so, wie wir es uns für sich selbst wünschen. Nur so wahren wir auch den inneren Frieden und den erwünschten Wohlstand. Beides muss man sich verdienen — mit dem eigenen Beitrag.